Jerez und die Feria del Caballo
Feiern mit allen SinnenPferde, Flamenco und Sherry
Jerez – Andalusien
Feria del Caballo
Sherry + Tapas
“Jerez de la Frontera” besticht durch feudales Ambiente, ein historisches Zentrum und ist Hochburg des Sherry und der andalusischen Pferdezucht” – so lautet eine Kurzbeschreibung dieser Traumstadt, die man bei Google findet. Alles davon stimmt, aber Jerez ist auch immer wieder überraschend. In jedem Fall für uns.
Wir besuchen Jerez seit fast 20 Jahren, immer mal wieder – manchmal nur für einen Tag, manchmal auch etwas länger. Die Stadt hat eine wundervolle Atmosphäre und das zu jeder Jahreszeit. Viele Bodegas – jede einzelne ist ihren Besuch wert. Manchmal genügt schon ein Blick in das Anwesen, in die Gärten. Die Stadt duftet nach Apfelsinen, hat wunderschöne Plätze, liebenswerte Bewohner und natürlich Tapas und Sherry.
Wir Reisen, um die Lebensart zu genießen
In diesem Beitrag möchte ich euch von unserer Begegnung im Mai vorletzten Jahres erzählen. Ich glaube, ich habe es schon mal erwähnt: wir reisen nach Spanien (fast ausschließlich nach Spanien), um dort das spanische Leben, die spanische Lebensart und die Menschen zu genießen. Deshalb sind unsere Reisen auch nie so super durchorganisiert. Also ich meine, wenn es eben geht, dann lassen wir uns gerne ein wenig treiben und lassen immer Luft im Ablauf, um spontan im Café, der Bodega oder an einem anderen atemberaubenden Platz sitzen bleiben zu können.
Im Mai 2018 wollten wir unseren Freunden, Susanne und Stefan, die andalusische Lebensweise etwas näher bringen und dabei Orte besuchen und entdecken, die wir teilweise auch nicht kannten, teilweise aber auch so gut kannten, dass wir die Orte definitiv “unseren Gästen vorstellen wollten”. Jerez de la Frontera war eine der Städte.
Jerez ist Sherry ist Lebensart
Und was macht man in jedem Fall, wenn man diese Stadt vorstellen möchte ? – Genau! – eine Sherryprobe! Geht nicht anders. Es gibt viele Bodegas – wir haben auch schon einige von ihnen besucht (dazu an anderer Stelle mehr). Also suchten wir eine Bodega, die wir noch nicht kannten, die sozusagen noch auf unserer To-do-List stand.
Sandeman (Map) – eine der ältesten Bodegas im Sherry-Städtedreieck. Die Führung ein Genuss – auch wegen der Verkostung, die man am Ende durchführt. Man lernt immer etwas dazu, jede Bodega ist irgendwie einzigartig – für mich immer wie das Betreten von heiligen Hallen. Und den Geruch, den Sherry-Duft in den Kellern wird man nie wieder vergessen. Beim Öffnen einer Flasche, beim Riechen am Glas und beim Trinken von Sherry leben die Erinnerungen wieder auf. Versprochen!
Feria del Caballo
- Wetter 95%
- Essen 90%
- Stil 100%
- Shopping 20%
- Ambiente 100%
Per Zufall auf der Feria del Caballo
So führte uns unsere Andalusien-Tour an einem wunderschönen Mai-Tag im Jahr 2018, nach einem tollen Bodega-Erlebnis, in die Strassen von Jerez. Wir waren die letzte Gruppe, so sagte uns die sehr nette Andalusierin in der Bodega, an diesem Wochenende. Wegen der Feria. Feria del Caballo. Ach ja, hatten wir schon mal von gehört. Aber da wir keine besonderen Pferdeliebhaber oder Kenner sind, hatten wir darauf nicht so einen großen Fokus gelegt. Aber nun waren wir schon einmal da und machten uns auf in Richtung Feria, da auch ganz offensichtlich alle Menschen – und damit meine ich alle Menschen – dort waren oder sich gerade auf den Weg dorthin machten. Die Geschäfte waren geschlossen sowie auch die meisten Restaurants.
Und was wir dann erlebten war wirklich – mal wieder – eine Überraschung.
Pferde, Flamenco und Sherry
Schon nach einem kurzen Fußmarsch trafen wir auf erste Fiesta-Besucher in wunderschönen Kleidern. Und immer mehr Menschen strömten in Richtung des Parks, den uns die freundliche Gastgeberin bei Sandeman genannt hatte.
Die Frauen in farbenfrohen Flamenco-Kleidern, die Herren in massgeschneiderten Anzügen – alle sehr chic. Wir fühlten uns in der Zeit ein wenig zurückversetzt.
Gefeiert wird das international bekannte Fest im González Hontoria Park (Parque González Hontoria) am Stadtrand von Jerez. Die sehr breiten Wege in dem Park sind komplett mit einem feinen Sand überzogen. In der Mitte sind breite Bahnen angelegt, auf denen die Pferde und Ihre Reiter sich bewegen. In ganz bunten und sehr unterschiedlichen Formationen. Familien in herrschaftlichen Kutschen oder Gespannen, stolze Reiter auf Ihren eleganten Andalusier Pferden sowie auch Kinder, die sich, ebenfalls in maßgerechten Anzügen, hoch zu Roß dem Publikum präsentieren.
Ein atemberaubendes Fest
Ich fand diese Feria, diese Fiesta wirklich atemberaubend – einzigartig! Es war so wundervoll anzusehen: die Farben, die wunderschönen Frauen, die perfekt gestylten Kinder, die Wege – der gesamte Park ist mit Blumen und Girlanden geschmückt. Alles so anmutig – ich habe so etwas bisher noch nicht gesehen.
Um den Parcours herum flanieren (und ich meine damit wirklich flanieren = würdevoll gehen!) die Menschen, die Besucher, und staunen. Wir haben (wenn ich mich recht erinnere) nicht so viele Touristen getroffen, das hielt sich ziemlich im Rahmen. Vielleicht habe ich sie auch nur nicht wahrgenommen, weil ich so fasziniert von dem Treiben der Andalusier war.
Niemand verlässt hungrig die Feria
Im gesamten Park gibt es natürlich auch eine riesige Gastronomie-Zone: In bunten Festzelten, die auf Spanisch „casetas“ genannt werden, treffen sich die Einheimischen: feiern, genießen die andalusische Küche, reden laut-lachend und trinken natürlich – wie könnte es anders sein, Sherry.
Vielleicht können wir es vergleichen mit dem Münchner Oktoberfest. Ein wenig – zumindest vom Grundgedanken. Aber hier ist alles viel feiner, viel echter – auch wenn ich noch nie auf dem Oktoberfest war.
Eins möchte ich an dieser Stelle noch einmal erwähnen: sowohl hier in Jerez als auch bei vielen anderen Fiestas in Spanien, fiel uns immer eines sehr positiv auf: trotz des reichhaltigen Angebotes an alkoholischen Getränken (hier vorwiegend Sherry) – trifft man hier keine volltrunkenen Menschen. Sehr angenehm !
Die Casetas werden von Bruderschaften und Zünften hier aufgebaut und die Dekoration folgt jedes Jahr einem anderen Motto. Die Festzelte erscheinen super gemütlich und sind mit farbenfrohen Blumen geschmückt. Die schönsten „casetas“ werden jedes Jahr mit Preisen ausgezeichnet.
Feiern bis zum Morgengrauen
In den Abendstunden, bis spät in die Nacht hinein, fließt in den Festzelten Sherry und Wein. Für den Hunger gibt es regionaltypische Tapas. Bis in die frühen Morgenstunden tanzen die feierfreudigen Andalusier ausgelassen Sevillanas. Das ist ein Volkstanz, der zum Flamenco gehört.
Leider konnten wir dieses Mal nicht bis zum Abend bleiben, weil unsere Rundreise dieses Event nicht vorgesehen hatte und wir zu unserer nächsten Übernachtungsstätte aufbrechen mussten. Aber ich bin mir sicher: eines Jahres werde ich dieses Fest wieder besuchen und dann auch in den Abendstunden.
Noch am Rande erwähne ich gerne das Highlight für alle Pferdeliebhaber: zur Feria del Caballo gehören natürlich auch reiterliche Aktivitäten wie internationale Springreitturniere, Dressurwettbewerbe und Pferderallyes. Pferdebesitzer zeigen voller Stolz das Können ihrer Andalusier und Kartäuser (Pferde der „Pura raza Española“), zudem gibt es Schönheitswettbewerbe von edlen Rassepferden.
Diese Art von Pferdemesse begann bereits 1284 (!) zunächst als Viehmarkt und entwickelte sich über die Jahrhunderte zu ihrer heutigen Form. Die Feria findet jedes Jahr (normalerweise Anfang Mai) statt, dauert 1 Woche und ist der ganze Stolz für die Jerezanos. (so heißen die Einwohner von Jerez). Und hier spürt jeder Besucher die andalusische Lebensfreude !
Viva Espana !
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