Combarro - Galizien
August 2019Einsame Buchten, grüne Wälder, ursprüngliche Orte
Combarro – Rias Baixas
Natur pur
Das „andere“ Spanien
Auf nach Galizien – ich weiß nicht, ob wir es schon erwähnten, aber nach vielen Entdeckungsreisen in ganz Spanien, stand nun Galizien, der nordwestliche Teil Spaniens auf dem Programm.
Mit unserem jüngsten Spross (er war damals, 2018, noch 15) planten wir eine Galizien-Tour. Natürlich planten wir im Vorfeld, galt es ja ein komplett neues Gebiet zu entdecken. Eines muss man wissen: im Norden ist das spanische Leben schon ein wenig anders – alleine schon deshalb, weil die Wetterverhältnisse anders sind.
Es regnet viel, die Sommer sind lange nicht so heiß wie im Süden. Das allerdings tut der Lebenslust der Nordspanier keinen Abbruch. Dies nur zur Einstimmung – und das sollte man sich bewusst machen, wenn man die nördlichen Gefilde bereisen möchte: wer es gerne warm und ohne viel Regen hat, sollte hier wirklich Juli und August als Reisemonat ins Auge fassen.
Combarro
- Wetter 70%
- Essen 90%
- Natur 100%
- Sightseeing 50%
- Entspannung 75%
Im August geht es nach Poio (Pontevedra)
Wir lieben die Sonne, die Wärme, das Meer, das Outdoor-Leben in Spanien und wählten deshalb einen Termin im August. Ein kleiner Ort namens Poio in der Provinz Pontevedra hieß das Ziel. Dort mieteten wir eine kleine Wohnung mit kleinem Pool, kleiner Terrasse mit Blick auf das Kloster – vor uns grüne Wiesen. Herrlich ruhig! Das war unser Ausgangspunkt und wir konnten von hier aus viele Orte, das Meer und die Berge erreichen.
Wir machen Ausflüge in den Rias Baixas
Ausflüge nach Pontevedra, Vigo (mit Besichtigung der Fischversteigerung) und Santiago de Compostela standen genauso auf dem Programm wie Aufenthalte am Meer, Schlendern durch kleine Küstenstädte und Kartfahren auf der “besten Kartbahn ever”! – (O-Ton Jens). Die gibt es übrigens in Sanxenxo.
In Galizien ist überall Jakobsweg
Nicht viele Reiseführer widmen sich dieser Gegend Galiziens. Auf der Suche nach Reiseführern trifft man fast ausschließlich auf solche, die sich mit dem Jakobsweg beschäftigen. Die sind natürlich auch brauchbar, aber eben nicht vollständig, wenn es um die Küste, um die Rias Baixas geht. Galizien hat neben dem Jakobsweg noch viele tolle entdeckenswerte Orte. Auf den Jakobsweg trifft man unweigerlich, wenn man in Galizien unterwegs ist.
Und man kann sogar direkt auf dem Jakobsweg wohnen – aber dazu später mehr, denn das haben wir erst im Jahr danach getan.
Zufällig entdecken wir Combarro
Am letzten Abend unserer ersten Galizien-Reise, also vor Abreise besuchten wir einen kleinen Ort (ganz in der Nähe unseres Hauses), weil ich doch so gerne noch einmal ein Abendessen am Meer einnehmen wollte. Combarro! Mit dem Auto waren wir in 5 Minuten da, parkten am kleinen Hafen und liefen ins Örtchen. Am “Marktplatz” direkt gegenüber dem kleinen Fischerhafen fanden wir ein nettes Restaurant mit dem jeder von uns leben konnte. War nicht so direkt am Wasser wie ich es gerne gehabt hätte, aber ich konnte von meinem Platz noch das Meer sehen.
Mit vollem Bauch und gut gelaunt traten wir unseren Abend-Spaziergang an, der letzte für diesen wunderschönen Urlaub. Am Meer entlang, über den Marktplatz schlendernd erreichten wir am Ende der kleinen Bucht weitere Bars und Restaurants, schnell noch ein paar Fotos und dann zurück ?! – nein stopp, da war noch eine Treppe in den Felsen vor uns. Da ging es also noch weiter….
Stairways to heaven – sage ich nur!
Ich bin froh und dankbar, dass wir an dem Abend diese paar Stufen genommen haben und neugierig waren. Denn: oberhalb dieser Stufen tauchten wir ein in eine andere Welt. Ganz ehrlich. Ich wusste nicht mehr, wohin ich schauen sollte:
wir fanden uns in einer recht engen Gasse wieder, die zwischen wunderschönen und gepflegten Natursteinhäusern verlief. Restaurants, Bars und Geschäfte wechselten sich ab. Jede Bar, jedes Restaurant war etwas anders gestylt und doch hatten alle etwas gemeinsam: es war so super gemütlich und ansprechend, dass es ohne Worte ist.
Die Häuser waren schön mit Blumen dekoriert, die Bars und Restaurants zum Meer besaßen kleine Terrassen, die teilweise unter alten Kornspeichern lagen oder waren so gebaut, dass man am Ende der Terrasse quasi direkt “am Fenster / an der Tür” zum Meer stand. Aussicht: der Mond spiegelte sich in den leise ankommenden Wellen.
Me(h)er geht nicht! Mehr braucht es nicht !
Ich will wieder zurück nach Combarro
So gerne wäre ich an diesem Abend einfach noch einmal irgendwo eingekehrt, konnte kaum an mich halten, aber meine Mitreisenden (die auch begeistert waren) appellierten an meine Vernunft, da noch Dinge zu verpacken waren und wir ja schon bald in Richtung Porto zum Flughafen aufbrechen mussten. Nachdem sie dann ein Versprechen abgegeben hatten, dass wir kurzfristig noch einmal hierher kommen würden, gab ich mich geschlagen.
Aber dieser wunderschöne Ort, diese einmalige abendliche Atmosphäre blieb in meinem Kopf und vor allem in meinem Herzen!
Die Rückkehr nach Combarro
Nur ein Jahr später (2019) machten wir uns wieder auf in Richtung Galizien mit Kind & Kegel. Schon die Vorbereitung dazu war sehr aufregend, denn wir planten eine kleine Rundreise entlang des Jakobweges mit einem mehrtägigen Aufenthalt in – natürlich in Combarro. Dort zu wohnen – das war ein großer Wunsch von mir, ich freute mich sehr darauf.
Gesagt, getan – es war nicht so einfach, da das Angebot von Ferienwohnungen und Häusern in dem Ort (schon aufgrund seiner Größe) eher beschränkt ist. Hinzu kommt, dass der August auch der Hauptreisemonat für die Spanier ist, die dann gerne auch an ihrer Küste Urlaub machen. Außerdem trifft man dort einige Franzosen sowie Engländer und Iren. Aber alles in Maßen. Unsere Recherche nach einer Unterkunft übers Internet war dann am Ende sehr erfolgreich.
Unsere Unterkunft ist ein kleines, ehemaliges Fischerhaus
Wir fanden ein kleines Bruchsteinhaus ehemaliges Fischerhäuschen, welches sehr klein war, sehr liebevoll von der Eigentümerin renoviert worden war und: es liegt mitten auf dem Jakobsweg. Nämlich auf dem Weg, der von Portugal aus nach Santiago de Compostela führt. So konnten wir täglich auf unserer kleinen Mauer sitzen, vor dem Haus, einen Kaffee (abends eher einen kühlen Albariño aus Galizien – hierzu gibt es später noch eine kleine Geschichte) trinken und die Pilger laufen direkt über unsere Füße – sozusagen. Denn es ist sehr eng und schmal an der Stelle – aber einfach herrlich!
Schon die Begrüßung durch unsere Vermieterin war so herzlich, dass wir uns sofort sehr wohl fühlten. Zum Empfang im Haus standen bereits eine Schale mit Obst, ein Teller mit Süßigkeiten und Gebäck und sogar der Kühlschrank war mit Milch und kleinen Bierflaschen gefüllt. Sensationell !
Unser Haus bestand aus 2 kleinen Schlafräumen und einem Badezimmer in der oberen Etage, während sich unten eine kleine Küche und ein ebenso kleines Wohnzimmer (beides ohne Fenster, daher ziemlich kühl, man benötigt keine Klimaanlage!) befanden. Bei einer niedrigen Deckenhöhe war es ein lustiges und ganz neues Wohnerlebnis – vor allem für Jens, der auch schon zu der Zeit knapp über 1,80 m groß war. Eine Terrasse gibt es nicht, dafür nutzten wir unsere Mauer vor dem Haus und waren so mitten im Leben.
Und das muss man sich so vorstellen: die Einwohnerzahl von Combarro liegt bei ca. 1200 Menschen. In den Monaten Juli / August gibt es hier viele Tagestouristen, die teilweise mit Bussen nach Combarro gelangen. In dem denkmalgeschützten Ortskern wandern dann die Touristen um die traditionellen Architekturelemente Galiciens zu entdecken: die Speicher auf Stützpfeilern Hórreos, Fischerhäuser und Steinkreuze. Die Speicher stammen aus dem 18./19. Jahrhundert und dienten zur Lagerung von Lebensmittelvorräten. Vor unserem Haus der Brunnen wird nicht nur von Pilgern und Touristen genutzt, sondern auch die Bewohner holen dort gelegentlich ihr Wasser. Das Leitungswasser in Galizien kann man übrigens bedenkenlos trinken – hier regnet es reichlich und das Wasser hat eine gute Qualität.
Das Dorf ist bunt – bunt von den Farben der Blumen, die in Kübeln die Hofeinfahrten und Treppenaufgänge schmücken.
Abends geniessen wir die Ruhe am Meer
Abends, wenn dann Ruhe einkehrt, die Touristen abgereist und die Pilger durchgelaufen sind, herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre. Es ist nicht mehr voll, “man ist unter sich” und kann die Ruhe, das leichte Wellenschlagen und das leise Kreischen von Möwen genießen. Unser Haus liegt nur ca. 200 Meter vom Meer entfernt. Nach unserem abendlichen Gourmetbesuch in einem der sehr nahegelegenen Restaurants (Fisch, Schalentiere und Muscheln sind hier das absolute Highlight), schauten wir auch immer noch einmal am Meer – häufig war Ebbe, die Gezeiten hier sind recht ausgeprägt.
Die Atmosphäre am Abend: das typisch spanische Leben in der gastronomischen Ecke, die Ruhe am Meer, wenn der Tag zu Ende geht – alles ganz nah beieinander, das ist tief beeindruckend. Und das hat man definitiv als Tagestourist nicht. Deshalb musste ich hier wohnen !
Wir kommen mit den Einheimischen ins Gespräch
Die Bewohner Combarros sind sehr nett. Dem normalen Touristen gegenüber eher distanziert, aber dennoch freundlich. Ein beeindruckendes Erlebnis hatten wir bei einem unserer Morgen-Spaziergänge am Meer: die Bucht “vor unserer Haustür” war nicht allzu lang, deshalb geht man auch gerne ein paar mal hin und her. Es war, glaube ich, sogar unser erster Spaziergang dort. Als wir das Ende der Bucht erreicht hatten, sprach uns ein älterer Herr mit Hund an, um uns zu erklären, dass der Weg quasi dort zu Ende sei.
Er erklärte uns, dass er den Hund seiner Enkelin ausführe, da diese zu Studienzwecken aushäusig war. Wir kamen ins Gespräch, redeten dies und das und erfuhren, dass er einige Jahre in Deutschland, in Bremen in einer Schiffswerft gearbeitet hatte. Gerade noch habe er Post aus Deutschland bekommen, ein Schreiben der Rentenversicherung, die ihre letzten Änderungen mitteilten. Und dazu hatte er noch eine Frage – dankbar darüber, dass Jörgs Spanischkenntnisse so blendend sind, lud er uns zu sich ein. Nach seiner Beschreibung fanden wir später sein Haus mitten im Ortskern – winkend stand er schon vor seiner “Garage” (so würde man bei uns sagen, es war mehr ein kleiner Werk- und Lagerraum)
Jörg konnte ihm das Beamtendeutsch “verspanischen” und so war der nette Señor am Ende sehr froh und glücklich. Als Dank erhielten wir 2 Flaschen Wein seines hausgemachten Weins – einen Albariño und einen Roten, viele nette Worte und Grüße an Deutschland. Das war ein nachhaltiges Treffen.
Hier noch eine kleine Exkursion in die Weinwelt:
Der Albariño ist der Weißwein Galiziens. Es ist ein frischer, spritziger Weißwein, der sehr gut bekömmlich ist, da er wenig Säure hat. Kühl serviert, stellt man bei diesem köstlichen Wein unterschiedliche Ausprägungen fest: je nach Bodenbeschaffenheit und Ausbaustil reicht die Palette von Apfel-, Birne-, Aprikose- und Pfirsichnoten bis zu Zitrusfrüchten.
Uns begleitet dieser köstliche Tropfen mittlerweile auch in Deutschland – weil er einfach so lecker ist.
Wir verbrachten eine tolle Zeit in diesem traditionsreichen Örtchen mit wahnsinnig viel Charme: von großen Nebelfeldern am Morgen, die langsam der Sonne wichen über Tourismusschwärme tagsüber, die bis zum Abend wieder abgereist sind, bis hin zu Blas- und Dudelsack-Kapellen in traditionellen “Schottenröcken”, die durch die engen Gassen ziehen und die Menschen erfreuen. Wir haben es förmlich aufgesogen – inhaliert.
Die Rias Baixas sind etwas für Entdecker
In den Rias Baixas ist irrsinnig viel zu entdecken. Hier kannst du jeden Tag einen anderen Ausflug machen: Küstenstädte, Buchten, Strände, Wälder, Berge und sogar eine der tollsten Kartbahnen ever (O-Ton Jens) – alles ist (mit dem Auto) schnell zu erreichen.
Der Abschied von Combarro, aus unserem Haus, fiel uns schwer – wurde aber versüßt mit einem Abschiedsgeschenk unserer Vermieterin ! So etwas haben wir bis dahin noch nicht erlebt. Ein köstlich schmeckender, selbstgemachter Kaffee-Creme-Likör und kleine Pralinen.
Das schreit förmlich nach einem Wiedersehen.
Hasta la próxima vez !
Nuestro destino nunca es un lugar, sino una nueva forma de ver las cosas.
Unser Ziel ist niemals ein Ort, sondern eine neue Art die Dinge zu sehen.
Henry Miller
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